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Herbert Ströbel

"Macht der Ökolandbau die Landwirtschaft ökologischer?"

Aktualisiert: 27. Aug. 2023

Auf Einladung von Ulrike Müller (MdEP), Abgeordnete der Freien Wähler im EU-Parlament und Mitglied des Agrarausschusses des EU Parlament, sprach ich am 5. Mai 2023 auf der Konferenz Europäische Landwirtschaft zwischen Klimaschutz und Ernährungssicherheit in Illerbeuren vor Experten und Interessierten zum Thema: „Macht der Ökolandbau die Landwirtschaft ökologischer“.

Am 30. Juni 2023 hielt ich in Ipsheim auf der Podiumsdiskussion: Die Agrarpolitik zwischen Ideologie, Medien und Markt, die von der AG für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ELF) des Kreisverband NEA (CSU) ausgerichtet wurde, einen Vortrag zum ähnlichen Thema: Löst der Ökolandbau die Probleme der Landwirtschaft?


Die Präsentationen befassten sich vor allem mit dem Vergleich der Wirkungen von Ökolandbau und konventioneller Landwirtschaft auf Treibhausgasemissionen, Artenvielfalt und Produktionskosten. Mit mehreren Beispielsrechnungen wird aufgezeigt, dass die in vielen wissenschaftlichen Publikationen vorgenommenen Wirkungsvergleiche je Hektar zu falsch-positiven Ergebnissen für den Ökolandbau führen. Bei zusätzlicher Berücksichtigung des Minderertrags des Ökolandbaus, des daraus resultierenden höheren Flächenbedarfs und den damit verbundenen Opportunitätskosten ergeben sich erhebliche Vorteile für den konventionellen Anbau. Beispielsweise beim Getreidebau verursacht der Ökolandbau nicht nur die doppelten Produktionskosten, sondern auch erheblich höhere Umweltkosten mit einer

höheren Belastung der Artenvielfalt. Darüber hinaus trägt der höhere Flächenbedarf des

Ökolandbaus dazu bei, dass die „virtuellen Nettoimporte an Flächen“, die zurzeit schon

nahezu 40% der Inlandsfläche betragen, weiter steigen und zur weltweiten Ausdehnung der Ackerflächen zulasten ökologisch wertvollerer Nutzungen, wie Wald oder Grasland,

beitragen.


Wichtigstes Ergebnis der Präsentationen ist, dass die verantwortungsvolle Weiterent-wicklung der konventionellen Landwirtschaft ökologisch und ökonomisch weitaus sinnvoller ist, als die im „Green-Deal“ festgelegte massive Subventionierung und Ausdehnung des ökologischen Landbaus. Darüber hinaus gefährdet mehr Ökolandbau die Leistungsfähigkeit unserer Landwirtschaft, vermindert den Selbstversorgungsgrad und macht uns zunehmend abhängig von Nahrungsmittelimporten und damit von umweltschädlichen Landnutzungen in anderen Teilen der Welt. Dies sollten wir angesichts der stark wachsenden Probleme der Welternährung aufgrund des Klimawandels und angesichts der politischen Weltlage keinesfalls riskieren.






Aus der Pressemeldung Ulrike Müller MdEP:


Macht der Ökolandbau die Landwirtschaft ökologischer? Aus Sicht von Herbert Ströbel, Professor emeritus der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, sind viele Studien zu diesem Thema einseitig. Die Aussage, dass Ökolandbau 4 Milliarden Euro Umweltkosten vermeide, lasse außer Acht, dass der Ökolandbau im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft mehr Fläche für die gleiche Menge Nahrungsmittel brauche. Die Produktionskosten je Getreideeinheit seien etwa doppelt so hoch. Diese Zusammenhänge gälten auch für die Milch, auch wenn hier die ökologische Produktion etwas besser abschneide. Ströbels Berechnungen widerlegten die These, dass diese Effekte durch Fleischverzicht zu kompensieren seien.


„Der Öko-Landbau macht die Landwirtschaft weder ökologischer noch ertragreicher“, bilanziert Ströbel, der berechnet, dass der Verzicht auf 50 Prozent des derzeit verzehrten Fleisches und die Umstellung auf Ökolandbau die Treibhausgase aufgrund fehlender Effizienz der Öko-Erzeugung um 20 Prozent in Summe ansteigen lasse. Effiziente und nachhaltige Nutzung der Flächen schaffe Raum für sinnvolle Naturschutzmaßnahmen und verringere die Abhängigkeit von Nahrungsimporten und der damit verbundenen Landnutzung in anderen Teilen der Welt. Technologieoffenheit und eine objektive Wissenschafts- und Medienlandschaft seien weitere wichtige Grundlagen für sinnvolle politische Weichenstellungen. Der europäische „Green Deal“ und nationale Maßnahmen hätten deutliche Schwächen, so Ströbel.


Artikel aus der Fränkischen Landeszeitung vom 4. Juli 2023:




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